Haiku

Kürze: Haiku sind kurze Gedichte. Meist werden sie in drei Zeilen geschrieben.

Gegenwärtigkeit: Haiku sind in der Zeit. Und zwar fast immer in der Gegenwart. Wenn andere Zeiten vorkommen, dann sind es Erinnerungen oder Zukunftsfantasien, die jemand in der Gegenwart hat.

Konkretheit: Haiku stellen Sachverhalte oder Erlebtes nicht abstrakt, sondern konkret dar, für einen Leser miterlebbar, sinnlich erlebbar.

Externe Orientierung: Haiku beschäftigen sich fast immer mit der äußeren Welt, weniger mit den Vorstellungen des Dichters.

Offenheit: Mit dem Lesen des Textes sollte das Haiku noch nicht zu Ende sein. Ein Nachhall, etwas Ungesagtes, offen Gelassenes, weiter zu Dichtendes sollte bleiben.

Endreime oder Überschriften gibt es beim Haiku nicht.

 

Einige Haiku von Volker Friebel zeigen das Prinzip:

Verschneite Berghütte.
Wir reden über
die Informationsflut.

Gebirgsbrunnen –
ein Mann schöpft Wasser,
lässt den Hund trinken.

Blaubeerhang.
In den atmenden Wald
fallen Tropfen.

Auf dem Zebrastreifen
überfahren –
ein Herbstblatt.

Zwischen Strunken –
im vergessenen Maiskolben
die Sonne.

Herbstfarben.
Auf der Waldwiese duckt sich ein Fuchs,
spitzt die Ohren.

Herbstfarben.
Vom Schweiß des Wanderers
trinkt ein Insekt.

Oktoberende.
Waldvögel kreischen
das Laub an.

Alle Haiku stammen aus dem Buch: Volker Friebel (2019): Manchmal Tau. Lyrik und Haiku. Mit Schwarz-Weiß-Fotos. Edition Blaue Felder, Tübingen.

 

Die beiden wichtigsten Präsenzen zum Haiku:
www.haiku-heute.de
deutschehaikugesellschaft.de